"Mein" Orcasommer


Solitary Cove gibt es nicht wirklich, aber natürlich hat es eine geographische Muse. Man könnte sagen, Solitary Cove vereint all die einsamen Orte, die ich in Kanada kennenlernen durfte, und von jedem steckt ein Stück Erinnerung in meinem fiktiven Küstendörfchen: Die Bucht, in der es mehr Boote als Menschen gibt, erinnert mich ein bisschen ans schöne Telegraph Cove; 

das mintgrüne Haus steht in Alert Bay (dort habe ich tatsächlich eine ziemlich abenteuerliche Nacht verbracht); die Felsen über dem Meer, wo die Wale zum Greifen nah sind, habe ich einem unscheinbaren Campingplatz am St. Lorenz Strom geklaut. Auch die grünen Riesenschnecken mussten einfach mit in die Geschichte - und die Bärenkinder samt Mama (die ich zum Glück aus sicherer Entfernung antreffen durfte!).

Aber eigentlich habe ich auf jeder meiner Kanada-Reisen bloß gehofft, Wale zu sehen. Vor allem Orcas. Es ist unfassbar magisch, in einem winzigen Kanu durch die Wellen zu paddeln und plötzlich von einem auftauchenden Schwertwal überrascht zu werden. Magisch - und unheimlich! Damals habe ich mir geschworen, niemals in ein Aquarium zu gehen und mir Orcas hinter Glas anzusehen. Die Natur bietet so viel mehr!

Übrigens: die Geschichte, dass ältere Wale sich an bestimmte, unschöne Ereignisse erinnern und deshalb Boote meiden, hat mir wirklich mal ein Skipper erzählt. Dabei ging es um Pottwale. Ob Orcas auch Aversionen gegen Orte - oder Buchten - hegen, wenn sie dort wirklich schlimme Dinge erlebt haben? Gut möglich, oder?

So, und warum gerade Kanada? Weil es ein wundervolles, wildschönes Land ist, in dem man so manches Geheimnis entdecken kann. Perfekt für ein bisschen Einsamkeit, um sich eine Weile vor der Welt zu verstecken, für eine Reise zu sich selbst. Perfekt für einen Orcasommer.